Informatives zur Region

Wer kennt schon Jerxen-Orbke

oder die anderen Dörfer im Detmolder Westen? Nun, diese Lücke wollen wir füllen. Detmold ist bekannt durch ihre Hochschule für Musik, als absolutes Aushängeschild. Auch die Sehenswürdigkeiten, z.B. das Hermannsdenkmal sind vielen geläufig. Bekannt ist ebenfalls das Lied: „Lippe Detmold eine wunderschöne Stadt … Und das stimmt. Viele alte Fachwerkbauten, Villen und natürlich das Detmolder Schloss und das Theater schmücken die Stadt, die derzeit mit ihren umliegenden Dörfern rund 73.000 Einwohner zählt.

Die Dörfer im Westen der Stadt sind alt, teilweise älter als die Stadt Detmold, die 783 erstmals erwähnt wurde. Die Dörfer entstanden bereits vor ihrer unten genannten Ersterwähnungen. Teilweise fanden erste Besiedlungen während der Steinzeit statt. Zahlreich Steinzeitliche Funde in Jerxen, in der Nähe vom Oetternbach und in Orbke, nahe der Werre, belegen das. In Orbke wurde sogar ein späteiszeitlicher Wohnplatz mit Werkplatz aus der Ahrensburger Kultur entdeckt, aber noch nicht freigelegt. Die ehemaligen Bauerndörfer sog. Hagehufendörfer (auch Waldhufendörfer genannt) haben sich gewandelt. Gewerbeflächen verändern das Landschaftsbild und die gesamt Region. Die Auswirkungen sind nicht immer zum Vorteil der Menschen, die hier leben und gefährden die Artenvielfalt. Um dem entgegenzuwirken hat sich das Aktionsbündnis mit Mitgliedern aus den Westdörfern gegründet. Zum Kennenlernen der Ortsteile bewegen wir uns ausgehend von Jerxen-Orbke im Uhrzeigersinn:

Jerxen-Orbke besteht wie der Name zeigt aus zwei Teilen bzw. aus drei:

Jerxen ist der ältere Teil: Ersterwähnung im Jahr 826. Orbke eingeteilt in Unter- (Orbker Str. Richtung Heidenoldendorf) und Ober-Orbke (Lagesche Str./Orbker Str., Am Roßbruch): Ersterwähnung im Jahr 1303. Wer mehr über Lippe, Detmold und zur Geschichte des Dorfes wissen möchte, kann das unter gezeigte Buch, von Annette Heuwinkel-Otter und Wolfgang Schwesig, im Buchhandel oder über den Heimatverein Jerxen-Orbke erhalten.

Der Heimatverein Jerxen-Orbke e.V. biete viele Veranstaltungen an. Mehr siehe unter http://www.heimatverein-jerxen-orbke.de

Sehenswürdigkeiten

Jerxen-Orbke wird durch vier Flüsse bzw. Bäche durchzogen: Die Werre, der Knochenbach, der Oetternbach und die Sylbecke. Sie, mehrere mit Nummern benannte und namenlose Gewässer halten den Erdboden feucht, so dass hier Feuchtlandschaften und besonders gutes Ackerland (Lehmlössböden) zu finden ist.

  • Die Werre entspringt in einem kleinen Wäldchen in der Ortschaft Wehren in der Nähe von Horn-Bad-Meinberg. Der Fluss ist 71,9 km lang. In die Werre mündet der Knochenbach ein (s.u.). Die Werre mündet in die Weser.
  • Der Knochenbach entspringt als Wiggenbach an der Nordflanke des Oberen Langenbergs (418m)  nahe des Wiggengrundwegs. Er ist 12 km lang und hat im Ober- MIttel- und Unterlauf verschiedene Namen. Als Wiggenbach schlängelt er sich entlang des Wiggengrundwegs, des Niedersachsenwegs und der Paderborner Straße (bzw. dem Falkenburgweg). Ab der Portalanlage (Wasserwerk, erbaut 1899, Denkmalschutz) nahe der Belebecker Quellen fließt er weiter entlang der Paderborner Straße als Berlebecke. In Heiligenkirchen mündet der Silberbach vom Hangstein kommend ein. Ab der „Oberen Mühle“ (Freileichtmuseum) fließt die Berlebecke als Knochenbach weiter, entlang der Neustadt durch die Innenstadt von Detmold, Richtung Heidenoldendorf. Im Industriegebiet um die Klingenbergstraße, in der Nähe von Gut Braunbruch fließt er in die Werre. Gemeinsam durchqueren sie als Werre die Dörfer Heidenoldendorf, Orbke, Nienhagen, die Stadt Lage und mündet bei Bad Oeynhausen in die Weser.
  • Der Oetternbach  entspringt am Mönkeberg, durchfließt Klüt, Jerxen, Orbke, Niewald, Heiden und mündet in Lage in die Bega. Er ist 16,7 km lang. Sein Name stammt vom Fischotter, der hier lebte. Der letzte Otter im Oetternbach (der Bach hieß um 1613 „Oetternbeke“)  soll 1572 bei Heiden gefangen worden sein. Das unten stehende Foto wurde im März 2019 in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht, mit der Nachricht, dass sich Fischotter wieder in München angesiedelt haben. Vier Exemplare sollen es sein, die an der Isar leben. Otter sind streng geschützt und unterliegen u.a. dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen. Sie fressen etwa ein Kilogramm Fleisch pro Tag, Fische, Ratten und Küken von Wasservögeln. Nachts gehen sie auf Raubzug. Dabei schwimmen sie 30-40 Kilometer. Wer weiß, vielleicht finden sie eines Tages den Weg zum Oetternbach. Der Oetternbach hat schon Einiges mitgemacht. 2003 kam es zu Überschwemmungen von anliegenden Gärten und Häuser, aufgrund von Hochwasser. Durch den teilweise begradigten Bachlauf konnte das Wasser nicht abfließen. Der Anwohner Hans-Werner Brinkmeyer (Klüterstraße) renaturierte in Zusammenarbeit mit der Stadt Detmold den Bach und verbreitetere den Bachlauf. 2006 kam es zu einem Gülleunfall am Bachlauf, mit einem verehrendem Fisch- (Forellen und Koppe, auch Groppe genannt) , Amphibien- (Schnecken) und Insektensterben (u.a.  Prachtlibelle und Köcherfliegen). Der Verlust dieser Arten beeinträchtigte auch die Vogelvielfalt. Eisvogel, Wasseramsel und Graureiher waren hier zu finden. Ohne Nahrungsquellen mussten sie ihren Lebensraum verlassen. 2012 ereignete sich ein weiterer Störfall: 300 Kubikmeter Maissilage und Gülle aus einer Biogasanlage flossen in den Bach. Der Fischereisachverständige Dr. Hartmut Späh aus Bielefeld diagnostizierte ein totales Fischsterben (Bachforelle, Grundlinge, Groppe), welches auch die Bega in Mitleidenschaft ziehen könnte. Die Regeneration des Oetternbaches könne rund drei Jahre dauern. (LZ Nr. 78, 31.03.2012, LZ Nr. 803, 04.2012). 
  • Die Sylbecke entspringt in Hakedahl zw. Meierhof und Bantruper Straße. Der Fluss ist 4,5 km lang und mündet in Jerxen in den Oetternbach.

Foto dpa, SZ 1.03.2019, Seite R4

  • Das Naturschutzgebiet (NSG) Oetternbach hat vier Anteile. Entlang des Oetternbachs zieht es von Lage (Hardisser Moor) bis nach Lemgo. In der Mitte liegt der Detmolder Teil (Karte) mit Ausläufern in die Feldflure „Peterskamp“ und „Balbrede“ (Kennung LIP-087, 108,32 ha). Dieser Teil wurde 2006 als NSG ausgewiesen. Nach dem „Peterskamp“ ab dem Flurstück „In der Heide“ zieht sich das NSG, entlang der Dörfer Niewald und Heiden, nach Lage mit der Kennung LIP-083 (103,51 ha). Dieser Anteil gehört zu der Stadt Lage und ist ebenfalls seit 2006 als NSG ausgewiesen. Ein weiterer Anteil des NSG zieht über Jerxen nach Lemgo, mit der Kennung LIP-099. Der Lemgoer Teil besteht seit 2009 und umfasst 5 ha. Der rund 17 km lange Oetternbach, der das gesamte NSG durchfließt, bildet den Zufluss zum 29,84 ha großen, international, bedeutsamen NSG Hardisser Moor (LIP-009). Die vier Anteile NSG umfassen insgesamt eine Fläche von 246,57 Hektar (2.466.700 Quadratmeter, 1 ha = 10000 m2).
  • Hagenhufendörfer, z.B. Unter-Orbke, Nienhagen, Niewald. Hagenhufensiedlung, auch als Bachhufendörfer bezeichnet, sind langgestreckte Siedlungen (Reihendörfer), die entlang einer Straße und parallel zu einem Bach angelegt wurden. Die Straßen sind i.d.R. nur einseitig bebaut. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegen die zugehörigen Ackerflächen der Höf, die sog. Hufe. Hagehufedörfer entstanden meist im 13. Jahrhundert, durch die Besiedlung von Waldgebieten zur Urbarmachung des Landes.
  • Fachwerk-Bauernhäuser der Hagenhufendörfer mit verzierten Torbogeninschriften in Unter-Orbke entlang der Orbker Straße (z.T. unter Denkmalschutz) und in Jerxen entlang der Klüter Straße. Unter Denkmalschutz stehen die Gebäude: Orbker Straße 75 (Wirtschaftsgiebelfassade aus 1770), Orbker Straße 69 (1692 erbaut, heute: AGA), Auf der Heide 31 (1839 erbaut), Klüter Straße 44 (1792 erbaut)
  • Naturdenkmal, „Jürgens Eiche“ auf dem Flurstück „Oetternbrede“ an der Lageschen Straße
  • Naturdenkmal „Eselsstein“ in Jerxen am Oetternbach (zweitgrößter Granitblock in Lippe aus der Eiszeit). Der Granitstein liegt in der Nähe der Klüter Straße, links von dem Feldweg der auf den Meierberg führt. 

Blick vom Hochhaus auf die B239 Richtung Lage, 2012

Blick vom Hochhaus Richtung Lage. Die Getreideflächen rechts im Bild sollen zu Gewerbegebieten werden, in direkter Nähe zum NSG Oetternbach, bzw. mitten drin, bedingt durch die Ausläufer des NSG (Foto: 2012)

 

Jerxen-Orbk2014 veröffentlicht, Lippischer Heimatbund e.V. ISBN 978-3941726-34-5

 

Orbker Str. 69 (1692 erbaut)  Kaup, später Meierherm, heute: AGA (Foto: A. Heuwinkel-Otter, 2013)

Naturdenkmal „Jürgens Eiche“ (Foto: A. Heuwinkel-Otter, 2018)

Eselstein am Oetternbach (Foto:  A. Heuwinkel-Otter, 2014)

 

Eselstein (Foto: A. Heuwinkel-Otter, 2014)

Neu März 2020: Die Kommunalreform in Detmold beinhaltet die Geschehnisse in den Ortsteilen und der Stadt Detmold. Annette Heuwinkel-Otter beschreibt die Veränderungen, Erlebnisse und Ärgernisse in Jerxen-Orbke.  Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe, Band 95, ISBN 0466-6224

Nienhagen eingeteilt in Ober- und Unternienhagen, Ersterwähnung im Jahr 1363. Etwa zwischen 1150 und 1250 als Waldhufensiedlung entstanden.

Der Heimat- und Geselligkeitsverein Nienhagen e.V. hat eine Webside mit vielen Informationen und Aktivitätsangeboten https://www.hgv-nienhagen.com/

Sehenswürdigkeiten
  • „Alter Nienhagener Friedhof“ im Jahr 1884 entstanden, steht unter seit 1991 unter Denkmalschutz. Die Friedhofverein Nienhagen bietet immer wieder Führungen an.
  • „Meschsee“ in Unter-Nienhagen
  • Alte Fachwerk-Bauernhäuser ab 1754 erbaut, z.B. Obernienhagen 32 (zwei Gebäude), Unternienhagen 56, Unternienhagen 58 (Bauernhaus von 1809 und 1848), Unternienhagen 21 (Bauernhofanlage)
  • Alte Schule, 1908-1910 erbaut, gegenüber dem Alten Friedhof

Nienhagen (Foto: A. Heuwinkel-Otter, Nov. 2012)

Alter Friedhof Nienhagen (Foto: A. Heuwinkel-Otter, Nov. 2012)

Alter Friedhof Nienhagen, Grabstein Fam. Hellweg (Foto: A. Heuwinkel-Otter, 2014)

Alter Friedhof Nienhagen, Grabstätte Windmeier aus Orbke (Foto: A. Heuwinkel-Otter, 2014)

Heiden früher der Stadt Detmold, nach der Gebietsreform in den siebziger Jahren der Stadt Lage zugehörig, Ersterwähnung im Jahr 1151.

Der Heimatverein Heiden e.V. ist sehr aktiv. Jedes Jahr veranstalten er einen Weihnachtsmarkt 2018 am Wochenende 15. und 16.12. Unter der Webside ist mehr zu finden: http://www.lage-heiden.de

Sehenswürdigkeiten
  • Dorfkirche in Heiden, das Entstehungsjahr ist nicht genau bekannt. Ein Geistlicher wurde erstmals 1315 benannt.  Besonderheiten: gedrehter Turmhelm, Wandbild „Gnadenstuhl“ um 1400, Der Turm stammt aus dem 11./12. Jahrhundert ist der älteste Teil des Gotteshauses. In ganz Deutschland gibt es nur 19 gedrehte Turmhelme, davon drei in Lippe (Heiden, Alverdissen, Lemgo).  Der Turm beherbergt eines der ältesten vollständig erhaltenen Kirchengeläute (drei Glocken aus der Zeit von 1250 bis 1466) in der Region. Die Glocke aus dem Jahr 1466 trägt die Namen der Orkber und Jerxer Bauern, die zu der Zeit sog. „Kirchdechen“ (Vorstände) waren. Das Kirchschiff wurde vermutlich im 12./13. Jahrhundert nach und nach zur Hallenkirche ausgebaut.
  • Die umliegenden Kirchplatzgebäude, alte Fachwerkhäuser, z. T. ehemalige Schulgebäude, z.B. Nr. 4 erbaut 1728 (ab 2012 von den Bewohnern denkmalgerecht saniert)
  • Gaststätte „Alter Krug“, großes Fachwerkhaus, seit Aug. 2014 leerstehend

Heiden 2013, Blick von Orbke aus (Foto: A. Heuwinkel-Otter)

Heiden, Kirche im gedrehtem Kirchturm im Hintergrund (Foto: A. Heuwinkel-Otter, 2012

Heiden, Kirchplatz (Foto: A. Heuwinkel-Otter 2012)

Niewald eine typische Waldhufensiedlung (Aufreihung der Höfe entlang des Oetternbaches), Ersterwähnung 1409.

Sehenswürdigkeiten
  • „NSG Oetternbach“, s. Jerxen-Orbke
  • Alte Fachwerkhäuser z.T. mit naturbelassenen Weideflächen, z.B. Niewaldstraße 76, Niewaldstraße 96 (Hofanlage mit Haupthaus, Leibzucht und Stallgebäude), Niewaldstr. 54 (Vierständer-Fachwerk-Bauernhaus), Niewaldstr. 110 (Wohn- und Wirtschaftsgebäude)
  • Pferdezucht, Landwirtschaftliche Betriebe, Biobauernhof

Niewald 2012, Blick von Oettern-Bremke aus (Foto: A. Heuwinkel_Otter, 2014)

Oettern-Bremeke besteht wie der Name sagt aus zwei Siedlungen. Die Entstehungszeit entspricht der von Niewald. Die Namen wurden von zwei Bachnamen abgeleitet. Oettern kommt vom Oetternbach, der früher einen hohen Fischotterbestand hatte. Bremke ist abgeleitet von dem ursprünglichen Flussnamen „Bredenbeke“.

Sehenswürdigkeiten
  • Alte Fachwerk-Bauernhäuser, z.T. unter Denkmalschutz, z.B. Bremker Straße 115a (1654 erbaut), Bremker Straße 88, Bremker Straße 90 (Leibzuchtgebäude mit Stallerweiterung), Lemgoer Straße 244 (1584 erbaut, ehemaliges Bauernhaus)
  • Landwirtschaftliche Betriebe

Trecker unterwegs aus Niewald Richtung Oettern-Bremke (Foto: A. Heuwinkel-Otter, 2012)