Vögel

Rote Liste: 190 Brutvogelarten in NRW – 53% sind bedroht

Willi Hennebrüder, BUND Ortsgruppe Lemgo

13.04.2024 Die neue Rote Liste (7. Fassung, Stand Dezember 2021) der bedrohten Brutvögel in NRW zeigt ein bedrückendes Ergebnis: 53% der Brutvogelarten in NRW befinden sich in einer Gefährdungskategorie. Die Lemgoer Ortsgruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland macht auf die Ergebnisse aufmerksam, die die Naturkrise verdeutlichen und regt an, dass die Kommunen des Kreises Lippe wirksame Maßnahmen überlegen und umsetzen, die zu einer Verbesserung der Situation führen. Menschliche Eingriffe, vor allem die intensive Landnutzung, zählen zu den Haupursachen für die Negativentwicklung im Vogelbestand. Vögel landwirtschaftlich genutzter Flächen sind besonders bedroht, aber auch in anderen Lebensräumen ist die Situation besorgniserregend, zum Beispiel durch das Austrocknen von Feuchtgebieten und Gewässern. Natur- und Artenschutzmaßnahmen müssen deutlich ausgebaut und intensiviert werden, um eine Trendumkehr zu erreichen und einen weiteren Verlust der biologischen Vielfalt zu verhindern.

Die Rote Liste wird wie bisher herausgegeben von der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft e.V. (NWO) und dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV). In Nordrhein-Westfalen leben 190 heimische Brutvogelarten. Davon befinden sich 100 Arten (53 %) in einer Gefährdungskategorie der Roten Liste, 24 davon sind bereits ausgestorben und 23 vom Aussterben bedroht. Gegenüber der letzten Roten Liste von 2016 sind sieben Vogelarten mehr gefährdet. Zwölf Arten wurden in eine höhere Gefährdungskategorie eingestuft, neun herabgestuft und vier neu bewertet. Zu den vom Aussterben bedrohten Arten gehören jetzt auch die Turteltaube, Rotschenkel und das Braunkehlchen, die auch in Lippe selten, wenn überhaupt anzutreffen sind.

Kostenfreien Download, Rote Liste 2021 unter: https://www.bund-lemgo.de/naturschutz.html

Feld- und Wiesenbrüter werden immer weniger

23.01.2019 Bericht im Inforadio rbb um 18:20 Uhr: Mehr als die Hälfte der Feldvögel, wie Lerche, Kiebitz oder Star sind seit 1980 verschwunden. Das European Bird Census Council im niederländischen Nijmegen verglich in einem länderübergreifenden Monitoring, wie viele Vögel 1980 und im Jahr 2016 auf Feldern und Wiesen beobachtet wurden. Das Artensterben betrifft ganz Europa. Noch weniger Feldvögel als in Deutschland beobachteten die Vogelkundler in Bulgarien, Polen oder Lettland. In Deutschland geht der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) davon aus, dass es heutzutage etwa 40 Prozent weniger Feldvögel gibt als zu Beginn der 1980er Jahre. Auch das Umweltbundesamt beobachtete einen deutlichen Schwund. Nabu macht u.a. die industrielle Landwirtschaft für den Vogelschwund verantwortlich. Wiesen und Felder verödeten, den Vögeln fehlt es an Brutplätzen und Nahrung, z.B. Insekten, Wildkräutern. Das Umweltbundesamt sieht eine Ursache in der wachsenden Bebauung der Landschaft. Für die Vögel werde es immer schwerer, Rückzugsräume zu finden. Vögel verschwinden: Stille über Wiesen und Feldern | tagesschau.de

DAWN CHORUS Studien – Vogelstimmen einfangen

DAWN CHORUS ist ein Projekt von BIOTOPIA (Naturkundemuseum Bayern) und der Stiftung Nantesbuch, inspiriert von der Arbeit des „Vaters des Soundscaping“ Bernie Krause.
Vogelstimmen mit Handys aufgenommen, werden Teil eines weltumspannenden wissenschaftlichen und künstlerischen Projekts sein. Lokale Aufnahmen, weltweit kartiert, sind ein Beitrag für die Biodiversitätsforschung, die ab Mai 2020 alljährlich stattfindet. Helmut Krüger hat in Jerxen-Orbke Vogelstimmen aufgenommen: 6500 (Jürgens Eiche, Naturdenkmal), 8479 (Oetternbach, Brinkmesche), 8484 (Foto: Buntspecht), 8487 (NSG Oetternbach zw. Ludolfsweg u. Pappelwäldchen). Dem Link folgen, unter „Suchen“ die Nummer eingeben und lauschen:https://dawn-chorus.org/vogel-chor/?habitat=forest&search

Vogelstimme 8487 NSG Oetternbach zwischen Ludolfsweg und Pappelwäldchen

Hier die Seite mit der  Vogelstimme vom Oetternbach auf der Website von Dawn Chorus.

Vogelarten – Schon einmal im NSG Oetternbach gesehen?

Wer hätte das geglaubt bzw. gewusst: Der „Klapperstorch“, „Meister Adebar“, gastiert im NSG Oetternbach. Seine Artgenossen sind im NSG Oetternbach zu finden belegt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (©LANUV). http://nsg.naturschutzinformationen.nrw.de/nsg/de/fachinfo/gebiete/gesamt/LIP_083

Und tatsächlich 2019 wurde der Weißstorch in den Oetternbachauen gesichtet. Drei Exemplare suchten auf den Feldern nach Nahrung.

Im Hintergrund das Dorf Heiden, Foto: Anne Pivit, 29.07.2019

Artenschutzprüfung – planungsrelevante Arten

Wichtig für eine Artenschutzprüfung (ASP) sind die planungsrelevanten Arten. Sie umfassen eine naturschutzfachlich begründete Auswahl derjenigen FFH Anhang-IV-Arten und europäischen Vogelarten, die bei einer ASP in einer Art-für-Art-Betrachtung einzeln bearbeitet werden müssen. Das Fachkonzept wurde vom Bundesverwaltungsgericht gebilligt (vgl. BVerwG-Beschluss vom 08.03.2018, 9 B 25.17). Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), Leibnizstraße 10, 45659 Recklinghausen bietet auf sog. Messtischblättern Informationen zu planungsrelevanten Arten an. Die planungsrelevanten Arten für die Bereich Orbke, Nienhagen (z.T.), Heiden, Niewald, Oetternbremke befindet sich für im Quadrant 1 im Messtischblatt 4019 (s. Link).

http://artenschutz.naturschutzinformationen.nrw.de/artenschutz/de/arten/blatt/liste/40191

LANUV Messblatt 40191, Quadrant 1 (grün hinterlegt)

LANUV Messblatt 40191 ohne grüne Hinterlegung

Das NSG Oetternbach besteht aus drei Teilen. Die Detmolder und Lagenser NSG Anteile bestehen seit 2006, der Lemgoer Anteil seit 2009. Der Oetternbach, der das gesamte NSG durchzieht, bildet den Zufluss zum international bedeutsamen NSG „Hardisser Moor“ bei Lieme (Kennung LIP- 009). Es umfasst 29,84 Hektar.

  1. Detmold: Der Detmolder Teil mit Ausläufern in die Feldflure „Peterskamp“ und „Balbrede“ hat die Kennung LIP-087 und umfasst 108,32 Hektar.
  2. Lage: Nach dem „Peterskamp“ ab dem Flurstück „In der Heide“ erstreckt sich das NSG in Richtung Lage mit der Kennung LIP-083 . Das Lagenser Gebiet umfasst 103,51 Hektar.
  3. Lemgo: Ausgehend von den Flurstücken „Peterskamp u. Balbrede“ zieht sich das NSG weiter über Jerxen nach Lemgo. Der Lemgoer Teil hat die Kennung LIP- 099 und umfasst 5 Hektar.

Was die Vögel so machen, wer weiß das schon?

Der Weißstorch gehört zu den Zugvögeln. SZ 19.05-21.05.2018 „Wieder da“ von Thomas Krumenacker. Illustration: Silvia Neuner. Quellen: Max-PLamk-Institut für Ornithologie; Institut für Biologie der Unviv. Siegen; Institut für Vogelforschung; Waldrappteam, B.U. Meyburg

Der Schwarzmilan ist ebenfalls im NSG Oetternbach ansässig. Er gehört wie der Weißstorch zu den Zugvögeln. Zugvogelarten gibt es ca. 4.000, das sind etwa 40% aller Vogelarten. Um die Flugrouten und das Vogelverhalten zu erforschen sind allein in  Deutschland mehr als 20 Mio. Vögel mit Ringen markiert. Zunehmend werden moderne Techniken wie Radar und Satellitenüberwachung eingesetzt. Aktuelle Messdaten zeigen, dass der Wandel von Klima und Lebensräumen die Routen und Ziele der Zugvögel beeinflusst (s.o. SZ 19.05.-21.05.2018).

SZ „Wieder da“ s.o.

Wer hier sonst noch so herumfliegt, brütet oder Nahrung sucht, hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW untersucht. Es gibt ca. 50 Brut- und Gastvogelarten im NSG Oetternbach, die in der „Roten Liste“ als gefährdete Tierarten in Nordrhein-Westfalen gelten. Sie sind in einer Liste zusammengefasst (s. u. Link „Vogelarten“)

Die Fotos der Vögel in der Liste entstammen Wikipedia und sind mit der Website Wikipedia verlinkt: Auf den Link klicken und die Liste wird sichtbar. Unter den Artennamen sind die Urheber und Bildagenturen/Lizenzgeber genannt. Viele Fotografien stammen von dem Fotografen Andreas Trepte, der mit der Bildagentur Blickwinkel zusammenarbeitet. Andere Fotografien haben eine Creative-Commons-Lizenz. Creative Commons (kurz CC, engl. für schöpferisches Gemeingut), gemeinnützige Organisation, 2021 in den USA gegründet. Veröffentlicht Standard-Lizenzverträge, die die Nutzung einschränken oder ermöglichen auf das Urheberrecht so weit wie möglich zu verzichten (freie Inhalte). 

Vogelarten

In jeden Jahr kürt ein Experten-Team den „Vogel des Jahres“ in Deutschland. 2019 ist es die Feldleche (in dem geplanten Gewerbegebiet „Balbrede“ und „Peterskamp“) wurden im Jahr 2013 in einer Artenschutzprüfung 150 Exemplare belegt (s. Startseite). Die Feldlerche ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Deutschlandweit gibt es zwar noch 1,3 bis 2 Mio. Brutpaare, aber ein Drittel sind in den vergangenen 25 Jahren verschwunden. Deshalb wird die Feldleche zum zweiten Mal „Vogel des Jahres“, 1998 war sie es auch schon.

Der „Vogel des Jahres“ ist übrigens eine deutsche Erfindung, erstmals vergeben 1971 vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV). 2017 war der Star „Vogel des Jahres“, auch ein Artgenosse auf der „Balbrede“.

BirdLife Schweiz wählte den auf der Roten Liste stehenden Kiebitz zum Vogel des Jahres 2019. Der Kiebitz gilt als Wahrzeichen für den Detmolder Westen und ziert deshalb das Logo vom Aktionsbündnis, wie der Oetternbach. In der Detmolder Region wird er immer seltener. Noch lebt der Kiebitz auf den Flurstücken „Balbrede“ und „Peterskamp“. Hier hat er optimale Bedingungen, Feuchtwiesen und Ackerflächen. Ein kurzes Video (5 Min.) auf Youtube zeigt was der scheue, ortstreue (kehrt zu seinem ursprünglichen Brutgebiet zurück) Kiebitz zum Überleben benötigt. Ursprünglich lebt er in Feuchtgebieten. Da feuchte Wiesen und Moore immer weniger werden, weicht der Kiebitz auf Ackerflächen aus, auf denen er Nahrung sucht und brütet. Er bevorzugt eine Brutmulde, von der er die Umgebung gut sehen kann. Das Weibchen legt bis zu vier Eier in der Zeit von April bis Juli. Nach 27 Tagen Brutzeit, bei der sich Männchen und Weibchen abwechseln, schlüpfen die Küken. Sie sind Nestflüchter und versorgen sich sofort selbst.  https://www.youtube.com/watch?v=qP3ArAZd5e0

Ornithologischer Sammelbericht 2017 des Kreises Lippe

19.000 Datensätze, zusammengetragen von fast ausschließlich ehrenamtlichen Vogelkundlern, wurden für den Ornithologischen Sammelbericht 2017 des Kreises Lippe ausgewertet. Die rund 70 Seiten umfassende Dokumentation der Biologischen Station Lippe e.V. enthält wichtige Daten zur Bestandsentwicklung. In 2017 büßte der Norderteich seine ehemals herausragende Bedeutung als Brutstätte und Rastgebiet für Wasservögel ein. Die lippische Weseraue erwies sich als Hotspot für Vogelkundler. Erstmals für Lippe wurde eine Brut der Mandarinente bekannt, bei Schwalenberg. Diese in China beheimatete Entenart wird seit einer Auswertung der Daten im Jahr 2004 in Lippe fast jährlich gesichtet, oft an denselben Gewässern (z.B. Heipker See in Leopoldshöhe). Erkunden Sie die Vogelwelt in Lippe und informieren Sie sich. Auch Daten zu der Vogelvielfalt rund um das NSG Oetternbach sind hier zu finden (z.B. Meschsee In Heidenoldendorf, Nienhagen, Iggenhausen, Zuckerteiche Lage, Heiden, Orbke). Link Biologische Station Lippe e.V.:

http://www.biologischestationlippe.de/fileadmin/user_upload/Sammlung/Download/Sammelberichte/Bericht2017-End_KorrMH.pdf

Fledermäuse – Sechs Arten auf den Flurstücken um die Balbrede

Die Artenschutzprüfung aus dem Jahr 2013 hat sechs Fledermausarten nachgewiesen. Die Karte auf der „Startseite“ zeigt die Fluglinien der Fledermäuse und macht deutlich, dass die gesamte Ackerfläche beflogen wird, sogar bis an die Lagesche Straße heran. Alle sechs Arten sind planungsrelevant und stehen auf der Roten Liste NRW. 

Abendsegler (R), Fransenfledermaus (*), Bartfledermaus (3), Mückenfledermaus (D), Zwergfledermaus (*), Wasserfledermaus (G)

Die Mückenfledermaus wurde erst im Jahr 2000 von englischen Forschern entdeckt. Sie stellt deshalb eine Besonderheit dar. In Deutschland gibt es 25 Fledermausarten. Fledermäuse gibt es seit etwa 50 Millionen Jahren. Sie sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Sie schlafen mit dem Kopf nach unten und sehen mit den Ohren mittels Echoortung. So können sie sich selbst in absoluter Dunkelheit orientieren. Das ist wichtig, denn sie sind nachtaktiv und suchen nach Insekten. Im Winter schlafen sie in Höhlen, Kellern oder Stollen und wagen sich nicht nach draußen. Seit den 1950er Jahren sind die Fledermausbestände in Deutschland dramatisch zurückgegangen. Ihrer Quartiere werden oft unwissentlich zerstört, z.B. Gebäudesanierung, Hohlraumversiegelung, Abriss alter Gebäude. In den Wirtschaftswäldern findet sich immer seltener alte Bäume und stehendes Totholz. Die Nahrungsgrundlage für die Fledermaus schwinde durch die industrialisierte Landwirtschaf. Sie bietet Insekten immer weniger Lebensraum, so dass die Fledermaus keine Beute mehr findet.

Legende der Roten Liste NRW

Kategorie 1 (vom Aussterben bedroht)
Kategorie 2 (stark gefährdet)
Kategorie 3 (gefährdet)
D Datenlage unzureichend
R (extrem selten, deshalb gefährdet)
G (Gefährdung anzunehmen, aber Status unbekannt; Gefährdung ohne Einstufung)
V (Vorwarnliste)
* nicht gefährdet

Informationen zum Bestand und Steckbriefe (Stand 2010): http://artenschutz.naturschutzinformationen.nrw.de/artenschutz/de/arten/gruppe/saeugetiere/li